Vielerorts kann man sie jetzt in Ostfriesland wieder beobachten: Die Gaukler der Lüfte sind zurück aus ihren Winterquartieren. Nicht nur für die Ornithologen der Ökologischen NABU-Station
Ostfriesland ist der Beginn der Balzaktivitäten der Kiebitze ein sicheres Zeichen für den mit Macht einsetzenden Frühling. Wieder steht damit aber auch eine arbeitsreiche Saison für die Naturschützer bevor, die gemeinsam mit Landwirten und der örtlichen Jägerschaft in einem Projektgebiet für den Gelege- und Kükenschutz am Großen
Meer alles daran setzen, den Bruterfolg der Wiesenbrüter wieder zu verbessern. In diesem Jahr hat die Ökologische NABU-Station Ostfriesland die vom Landkreis Aurich beauftragte Koordination und
Durchführung des Projektes vom NABU-Woldenhof übernommen. Auch eine Erweiterung der Projektkulisse auf nunmehr rund 2200 ha wurde vorgenommen.
Seit dem Jahr 2003 gibt es im Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Meere“ Bemühungen, durch die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz die bei intensiver Bewirtschaftung des Grünlandes
sowie der Ackerflächen unvermeidlichen Schäden an den Wiesenbrütergelegen durch landwirtschaftliche Bewirtschaftung zu verhindern. Mit Erfolg, denn die Zusammenarbeit ist mittlerweile zwischen
Ornithologen und Landwirten gut eingespielt. Zwischen 150 und 200 Gelege von Kiebitz, Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel und Austernfischer werden alljährlich für die Bewirtschafter gut
sichtbar markiert, so dass sie die Nester umfahren können. „Bis zu einem Viertel der gefundenen Gelege werden durch die Landwirte bei der Feldbearbeitung sogar selber gefunden und den Ornithologen gemeldet. Und die Verluste durch Bewirtschaftung gehen sei t Jahren gegen null.“ lobt Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station
Ostfriesland die Landwirte für ihre Mitarbeit.
Dank einer Förderung, die der Landkreis Aurich als Projektträger vom Land Niedersachsen aus einem speziellen von der EU mitfinanzierten Förderprogramm für das Gelege- und Kükenschutzprojekt erhält, ist es möglich, den Landwirten eine finanzielle Anerkennung für ihre Mitwirkung zukommen zu lassen: Pro erfolgreich vor Schäden durch Bewirtschaftung geschütztem Nest zahlt der Landkreis 25 €, meldet der Landwirt ein von ihm gefundenes Nest erhält er weitere 50 € Finderprämie. „Reich werden die Landwirte dadurch nicht, aber die Anerkennung ihrer Engagements wird von ihnen schon positiv wahrgenommen.“ hebt Michael Steven hervor. Es gebe aber auch einige Landwirte im Projektgebiet, für die der Schutz der Wiesenvogelnester so selbstverständlich sei, dass sie dafür kein Geld annehmen wollten, stellte der das Projekt koordinierende Biologe fest. Jetzt hoffe man darauf, dass die Landwirte ihre ersten Bewirtschaftungsgänge wie das Walzen und Schleppen von Wiesenflächen zur Einebnung von Maulwurfshaufen im Projektgebiet bei der Ökologischen Station melden, damit diese Flächen als erstes auf gefährdete Gelege untersucht werden. Am besten sei es, so Steven, wenn diese Arbeiten bereits bis zum 20. März abgeschlossen seien, da in der Regel erst danach das Brutgeschäft beginne.
Stärker ans Eingemachte geht es, wenn es um das Aushandeln von Kükenschutzflächen geht: Während der in der Regel zur Herstellung von Grassilage
erfolgenden frühen Mahd wird im Mai versucht, möglichst viele Küken vor dem Tod in den Mähwerken zu retten. Für Vereinbarungen mit den Landwirten, die Mahd einer mit Wiesenvogelküken besetzten
Wiesenfläche zu verschieben, können ebenfalls Ausgleichszahlungen erfolgen. Doch hierbei merke man, dass dies echte wirtschaftliche Folgen für die jeweiligen Landwirte habe, für die die zur
Verfügung stehenden Beträge unter Umständen nicht ausreichen. „Unter Zähneknirschen gehen die Betriebe oftmals aber dennoch auf die Angebote ein, weil ihnen die Wiesenvögel am Herzen liegen.“
betont Michael Steven.
Bei allen Erfolgen macht den Naturschützern aber die anhaltend hohe Verlustrate durch Prädation Sorgen. Durch den von der Irma Waalkes Stiftung geförderten Einsatz von Wildkameras kamen die
Ornithologen den Nesträubern im vergangenen Jahr auf die Spur: Von 34 mit Kameras überwachten Nestern wurden 19 prädiert. „An 15 Nestern trat der Fuchs als Nesträuber in Erscheinung, 4 Mal war
der Steinmarder beteiligt - ein Nest teilten sich Fuchs und Marder - und an einem Nest erschien unerwartet die Rohrweihe.“ erläuterte Michael Steven. Im Durchschnitt gut 50% der Nester seien über
die Jahre ein Opfer von Beutegreifern. Auch bei den Küken werden verschiedenen Studien aus anderen Projektgebieten zur Folge neben vielen weiteren
Arten vor allem Füchse für die Verluste verantwortlich gemacht. Ohne eine Strategie zur Senkung der Prädationsrate werde es trotz aller Anstrengungen
wohl nicht gelingen, einen zum Bestandserhalt notwendigen Bruterfolg der Wiesenvögel sicher zu stellen. Ein Teil der Strategie sei es, die Ansiedlungs- und Deckungsmöglichkeiten für Beutegreifer
in den wichtigsten Brutgebieten zu reduzieren. Experimentiert würde auch mit Schutzzäunen, die das Eindringen des Fuchses verhindern sollen. Nach aktuellen Erkenntnissen sei aber auch ein
koordiniertes Wildmanagement unter Einbeziehung der Bejagung ein unverzichtbarer Teil der Strategie.