Tannenhausen / Aurich. – Die Durchführung von Pflegearbeiten an Hecken im zum Naturschutzgebiet „Ewiges Meer“ gehörenden Tannenhauser Moor hat jetzt die Ökologische NABU-Station Ostfriesland beauftragt. In sechs Schwerpunktarealen wird bis Ende Februar ein Gehölzrückschnitt erfolgen. Die vom Landkreis Aurich geförderten Arbeiten sollen dem Neuntöter zu Gute kommen, der im Bereich des dortigen EU-Vogelschutzgebietes eines seiner wichtigsten Brutgebiete im Nordwesten Niedersachsens hat.
Anlass für die Pflegearbeiten sei die Feststellung, dass der Neuntöter in den letzten Jahren immer seltener wurde, erläuterte Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland. Nur wenige Brutpaare seien zuletzt im Jahr 2018 bei einer Stichprobenuntersuchung festgestellt worden, nachdem es bei einer Zählung im Jahr 2011 noch 34 Brutreviere gegeben habe. „Der Neuntöter ist eine wertbestimmende Vogelart, für die das Vogelschutzgebiet zusammen mit einer weiteren Vogelart explizit ausgewiesen wurde.“ betonte Michael Steven. „Würde die Singvogelart hier aussterben, könnte das beträchtliche Probleme nach sich ziehen.“ vermutet der Biologe. Daher sei gemeinsam mit den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund, dem NLWKN, der Staatlichen Moorverwaltung, der Stadt Aurich und der Gemeinde Holtriem ein akuter Handlungsbedarf festgestellt worden.
Als Rückgangsursachen werden von den Naturschützern unter anderem der Rückgang der Weidehaltung, der Verlust insektenreicher Wegeseitenstreifen und Sandwege sowie die Veränderung der Hecken- und Gehölzstrukturen im Grünlandgürtel rund um das eigentliche Hochmoorgebiet genannt. „Der Neuntöter benötigt am Ewigen Meer in insektenreichem Grünland gelegene unterbrochene Gehölzstreifen aus überwiegend niedrigwüchsigen Gebüschen. In vielen seiner früheren Brutgebiete dominieren inzwischen aber hochwüchsige Birken, Erlen, Späte Traubenkirschen oder Zitterpappeln das Bild.“ hob Michael Steven hervor. Da der Neuntöter solche hochwüchsigen Gehölzstreifen eher meide und die hochwüchsigen Gehölze auch zum Verschwinden der insektenreichen Sandwege und ihrer blütenreichen Seitenstreifen beigetragen hätten, würden diese nun in den nächsten Wochen in ausgewählten Bereichen gezielt zurückgeschnitten.
Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich fördert die von der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland vorbereiteten Arbeiten. „Wir werden uns auch in Zukunft besonders um das Wohlergehen des Neuntöters im Vogelschutzgebiet Ewiges Meer kümmern müssten.“ stellte Christian Kramer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde fest. Daher sei er froh, dass jetzt so kurzfristig noch Pflegearbeiten auf den Weg gebracht werden konnten, die in den kommenden Jahren kontinuierlich fortgesetzt werden müssten. Es sei nun aber auch wichtig, in der kommenden Vegetationsperiode eine aktuelle Bestandserfassung und Erfolgskontrolle der Maßnahmen durchzuführen. Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland werde diese im Rahmen ihrer mit dem Landkreis abgestimmten Aufgaben in der Unterstützung der Gebietsbetreuung übernehmen, so Christian Kramer.
Meldung vom 11.2.2019